Wege aus der Nikotinsucht
Wir kennen eigentlich ausreichend Argumente, warum das Rauchen einerseits so schädlich ist und warum wir endlich aufhören sollten. Auch Sie können in wenigen Tagen mit dem Rauchen aufhören. Zugegeben, es ist nicht einfach, aber es ist machbar. Wir fangen noch einmal mit dem brutalen Beispiel an: Jemand steht kurz vor einem Herzinfarkt. Atemlosigkeit, Hustenanfälle, Kopfschmerzen. Er schleppt sich zum Krankenhaus. Der junge Internist macht die ersten Untersuchungen und Schnelltests, um eine akute Bedrohung auszuschließen.
Bei der Abfrage der Vorerkrankungen wird deutlich, mit wem er es hier zu tun hat: Bluthochdruck, Diabetes, zu hohe Fettwerte, Übergewicht – und eben starker Raucher. Dem jungen Arzt platzt spontan der Kragen: „Kommen Sie mit auf meine Station. Da sehen Sie mindestens zehn Patienten in Ihrem Alter mit einem Herzinfarkt. Ich gebe Ihnen noch drei Jahre!“ Die Schocktherapie saß. Manche Menschen laufen nur unter Druck zur Höchstform auf. Sie brauchen die Bedrohung, um plötzlich eine Kehrtwende in ihrem Leben – auch mit dem Kopf – zu wollen und einzuleiten. Das funktioniert aber nicht immer. Dennoch zeigt das Beispiel eine Grundtendenz, die allen Aufhörwilligen gleich ist: Sie müssen es wirklich selbst wollen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Eine verordnete Gewichtsreduktion funktioniert nicht: „Sie haben in einer Woche drei Kilo abzunehmen!“ Warum auch? Ich mag die Torten, ich liebe das Leben und den Genuss. Ich habe ja sonst nichts, also fresse ich weiter. Wer nicht selbst davon überzeugt ist, nun endlich den Anker zu werfen und für seine Gesundheit etwas zu tun, der wird nie starten. Und noch eins gleich vorweg: Mit wachsendem Alter wird alles schwieriger: Ob Waschbrettbauch, Abnehmen oder mit dem Rauchen aufzuhören, werden Sie älter, verfestigen sich Strukturen und Gewohnheiten immer mehr und der Weg zurück wird steiniger.
Und es kommt ein gewaltiges Argument hinzu: Nun bin ich 60, da will ich mir doch die letzten paar Jährchen nicht noch Stress machen. Gut, die letzten paar Jährchen könnten nach heutiger Statistik durchaus auch noch zwei Jahrzehnte sein. Aber wer damit glücklich wird, mit 60 als Diabetiker lieber mit vollem Genuss noch zwei Jahre zu genießen, weil dem die 15 oder 20 Jahre, die er mit Kontrolle, Entbehrung und
Disziplin sich abquälen müsste, zu viel sind, ok: Das ist eine bewusste Entscheidung gegen das Leben und für den Genuss. Den können Sie auch nicht mehr überzeugen. Deshalb ist mit dem Rauchen aufzuhören erst einmal Kopfsache, und zwar die eigene.
Treffen Sie eine bewusste eigene Entscheidung Entscheiden Sie sich also erst einmal ganz bewusst: Ja, ich will mit dem Rauchen aufhören, Punkt! Es ist Ihre Entscheidung. Dann haben Sie schon einmal einen wichtigen Schritt getan. Es kommt wie so häufig im Leben auf die richtige innere Einstellung an. Die eigene Gesundheit muss Ihnen wichtiger und natürlich die eigene Familie viel wertvoller sein als ein profaner Genuss.
Wie wollen Sie eigentlich in wirklich kritischen Situationen die richtige Entscheidung treffen, wenn die Sucht Sie beherrscht und Sie gnadenlos im Griff hat? Wie wollen Sie überhaupt die Autonomie über sich selbst wieder zurückgewinnen? Oder wollen Sie sich ständig von fremden Kräften lenken und beherrschen lassen? Das Ureigenste des Menschen ist doch seine Individualität, sein eigener freier Wille. Wer den „verkauft“, ist nicht mehr Herr seiner selbst. Es ist das höchste Gut des Menschen. Machen Sie sich das bewusst. Gewinnen Sie endlich Ihre eigene Souveränität über sich selbst, über Ihren Körper, über Ihren Willen und Entscheidung wieder zurück. Machen Sie sich diesen Zustand einmal klar, dann haben Sie bereits viel gewonnen.
Danach sollte als nächstes der Gedanke kommen, wie viel Geld Sie buchstäblich durch den Kamin jagen. Es gibt ja Menschen, die jeder Verlockung erliegen und denen das Geld relativ locker sitzt, wie man so sagt. Die haben allerdings auch schon eine Woche vor Monatesende Probleme damit, genug zum Essen zu haben – Ebbe in der Geldbörse. Genauso geht es Ihnen mit dem Rauchen: Was schmeißen Sie nur das Geld zum Fenster hinaus! Sind Sie Millionär, können Sie sich das leisten? Halten Sie endlich Ihr Geld zusammen.
Denn Sie haben schließlich eine Verantwortung. Sie können nicht egoistisch Ihrer Familie das viele Geld für Ihre Nikotinsucht entziehen. Kleiner Trick:
Stellen Sie eine Spardose auf und werfen für jede Packung Zigaretten mindestens den gleichen Betrag für Ihre Angehörigen hinein –eigentlich müsste es ja der doppelte Obolus sein für die verschmutzten Wände, Gardinen und dergleichen mehr. Klingelt es bei Ihnen? Wer nicht will, dem kann man auch nichts auf Auge drücke. Der wird immer ein Schlupfloch finden. Zwangsmaßnahmen haben immer zu allen Zeiten und in jedweder Situation zum Ausbruch geführt. Warum übt denn das Rauchen eine so große Faszination auf junge Menschen aus? Weil es verboten ist! Für sie ist die Zigarette der Sprung in die andere Welt so wie für einen Lottogewinner die Möglichkeit besteht, ein ganz anderes Leben zu führen. Man darf mit 18 Jahren wählen und Auto fahren, wird volljährig und tritt in eine Welt mit neuen Rechten.
Bis zum Alter von 16 Jahren ist das Rauchen verboten – aber nicht mit allzu großen Strafen belegt. Wer mit 16 Auto fährt, riskiert, erwischt zu werden und dann erst später seinen Führerschein zu bekommen. Wer vor 16 mit einer Zigarette erwischt wird, erfährt nahezu keine Sanktionen. Man nimmt ihm lediglich die Zigaretten weg, verständigt vielleicht noch die Eltern, die dann je nach Lage ihre eigenen Sanktionen erlassen oder es mit einer Ermahnung ahnden. Was sollte also einen neugierigen Jugendlichen daran hindern, das Verbot des Rauchens zu durchbrechen? Junge Menschen sind neugierig. Sie kennen die Welt noch nicht in allen Details und wollen unbedingt und überall hinter die Kulissen schauen.
Insofern haben Eltern und Erzieher, aber auch die Öffentlichkeit die Aufgabe, Heranwachsende durch vernünftige Erklärungen davon zu überzeugen, es selbst nicht zu wollen. So wie ein Jugendlicher die glühende Herdplatte als eine Gefahr für seine Hand sieht, muss er auch das Rauchen als eine Gefährdung seiner Gesundheit betrachten. Als Erwachsene oder Gesellschaft kann man nur in dieser Form darauf hinarbeiten, dass auch Jugendliche eine bewusste Entscheidung für sich selbst treffen. Gerade deshalb brauchen wir starke junge Menschen, die auch beharrlich nein sagen, selbst wenn der Gruppenzwang mächtig wird.
Nur wer selbst bewusst entscheidet, keine Drogen zu nehmen, nicht Alkohol zu trinken und eben nicht zu rauchen, wird stark genug sein, den vielen Angeboten zu widerstehen. Wir sollten es akzeptieren, wenn Menschen kein Bier, Wein oder Schnaps trinken wollen und sie nicht zwingen. Im Gegenteil: Ziehen wir unseren Hut vor jungen Menschen, die sich widersetzen. Bestärken wir doch Jugendliche, in allem ihren eigenen Strandpunkt im Leben zu finden. Es gibt junge Leute, die gerade in der heutigen Zeit meinen: keinen Sex vor der Ehe. Wir sollten sie nicht durch den Kakao ziehen und über sie hinterrücks lästern. Das ist ein starkes Zeichen – Respekt! Genauso gilt das für den Nikotinkonsum.
Natürlich ist jeder Mensch ein Individuum mit unterschiedlichen Anlagen. Der eine ist sehr konsequent und diszipliniert. Es gibt die introvertierten (in sich gekehrten) Typen und die extrovertierten, die alles gleich aus sich herausschreien. Ein anderer ist dagegen eher flatterhaft und leicht beeinflussbar. Genauso gibt es clevere „Verführer“, die das erkennen. Erwachsene haben die größere Lebenserfahrung und nutzen sie manchmal aus. Nur so funktioniert das Prinzip der sexuellen Verführung. Der Erwachsene mit der Raffinesse seiner Lebenserfahrung und der Macht seiner (auch finanziellen) Möglichkeiten nutzt die Neugier Heranwachsender mit seinen Verführungskünsten aus.
Deshalb ist es in der elterlichen wie in der schulischen Erziehung wichtig, auf diesen Mechanismus hinzuweisen, ihn zu entlarven, damit man nicht auf ihn hereinfällt. Dennoch bleiben Menschen labil und fest verankert, konsequent und experimentierfreudig, anfällig und robust. Umso wichtiger ist es, auch Heranwachsende auf festen Boden zu stellen, auf eigene Füße, auf denen sie ihre eigene Meinung entwickeln, zum Beispiel: „Nein, ich rauche nicht!“ Wir können ihnen noch so viel beibringen, noch so viel erzählen, wie schädlich Rauchen ist. Sie müssen es selbst entscheiden und den Satz aussprechen: „Nein ich will nicht!“ Oder positiver, bejahender und damit noch stärker ausgedrückt: „Ja, ich will nicht!“ Das ist meine eigene Entscheidung und nicht das, was meine Eltern und Lehrer mir eingeimpft haben.
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